Das Rhinozeros. Holzschnitt. 26,1 x 30,9 cm. 1515. B. 136, Meder 273 VI (von VIII). Wz. Großer einköpfiger Adler mit Fischen im Brustschild (Meder 224).
Mit dem holländischen Text der Hondius-Ausgabe "Int Iaer ons Heeren 1515 den eersten dach May..." und dem Sprung in den Beinen. Meder zitiert die letzten Worte des holländische Textes "...alsmen hier sien mach" fälschlicher Weise abweichend (vgl. hierzu z.B. das Blatt der Hondius-Ausgabe im British Museum Inv. Nr. E,3.166). Im Jahre 1515 traf ein, aus dem indischen Goa kommendes, portugiesisches Schiff im Hafen von Lissabon mit einem Rhinozeros an Bord ein. Das exotische Tier war ein Geschenk des Sultans Mustafar von Gujarat an den portugiesischen Gouverneur von Goa, Afonso de Albuquerque, gewesen, welcher es wiederum König Manuel I. schenkte. Die Nachricht von diesem bisher in Europa nur durch antike Schriften bekannten, fremdartigen Tier verbreitete sich schnell über den ganzen Kontinent. Valentin Ferdinand, ein aus Mähren stammender und in Lissabon lebender Buchdrucker und Nachrichtenagent, schrieb den mit ihm verbundenen Nürnberger Kaufleuten einen ausführlichen Bericht über das Ereignis, der große Beachtung fand. Dieser Brief und eine wohl beigelegte Zeichnung dienten vermutlich auch Dürer als Vorlage für seinen Holzschnitt. Dürers Holzschnitt traf bei seinen Zeitgenossen auf größtes Interesse und prägte bis ins 18. Jahrhundert hinein in ganz Europa und sogar bis in die amerikanischen Kolonien maßgeblich die Vorstellungen vom Aussehen des exotischen Tieres (vgl. Schoch/Mende/Scherbaum, Albrecht Dürer, Das Druckgraphische Werk, München 2002, Bd. II, S.424). Das gesuchte Blatt in einem ganz ausgezeichneten, gleichmäßigem Druck mit dem oberen Schriftrand und Rändchen um die Einfassungslinie, unten mit Spuren des Schriftrandes. Recto unsichtbare, geglättete Vertikalfalte, vereinzelt oben leicht angestaubt und minimal angeschmutzt sowie ganz leichte Fleckchen, winzige dünne Stelle am Schwanz, an der rechten oberen Ecke der Einfassungslinie winzige geschlossene Stelle, verso oben von alter Montierung kleiner Oberflächenschaden, sonst in vorzüglicher und frischer Erhaltung.